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KZ-Design von Studio Job

PR-trächtige Provokationen, die unter dem Deckmäntelchen der Meinungsfreiheit verkauft werden, locken mich nach diversen Jahren in diesem Land eigentlich nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Wie oft wird „moet kunnen“ als Rechtfertigung für die platteste Zehentrampelei herangezogen. Ausgerecht ein Auftritt von Job Smeets und Nynke Tynagel, die gemeinsam als Studio Job firmieren, bei der Talkshow De Wereld Draait Door hat mich nun aber doch sprachlos gemacht.

Studio Job gehört zu jenen internationalen Designkunststars, deren Editionen bei Messen wie Design Miami für Zigtausende verkauft werden. Bekannt geworden sind sie mit Objekten, die mit subversiven grafischen Ornamenten überzogen waren. Die Ornamente stellten alles mögliche dar, von Gegenständen des täglichen Gebrauchs über Insekten bis hin zu Katzenskeletten, und ließen sich oft erst bei näherem Hinsehen identifizieren, woraus sich eine ganz interessante Spannung ergab. In letzter Zeit wurden die Objekte von Studio Job immer skulpturaler, goldener und größer und bewegten sich ausdrücklich auf der Grenze zwischen Design, Kunst und Kitsch.

Bei De Wereld Draait Door haben sie nun einen ihrer jüngsten Entwürfe präsentiert, der wiederum gegenständliche Ornamentik zum Thema hat. Es handelt sich um einen Zaun in Stacheldrahtoptik, in den ein von Schornsteinen samt Rauch flankiertes Tor integriert ist, über dem „suum cuique“ („Jedem das Seine“) steht. So. Jetzt schlucken wir alle mal kurz. Damit nicht genug, zeigten sie auch noch eine Tischdecke mit Stacheldrahtmotiv, deren vier Ecken von Wachttürmen geziert werden. Verständnislos berichtete Job Smeets, dass das Groninger Museum das gute Stück nicht haben wollte. „Nur weil es im Restaurant gelegen hätte. 50 Meter weiter, in den Museumssälen, wäre es wahrscheinlich kein Problem gewesen. Wieso muss Design immer nett sein?“.

Ach, Job. Haben die Katzenskelette nicht mehr genug Aufsehen erregt? Vielleicht fand das Museum die Tischdecke einfach nicht besonders gelungen? Design muss nicht nur Styling sein, aber derart platte Provokationen geben nun einmal ziemlich schlechtes Design ab. Und sie als Kunst zu kategorisieren hilft auch nicht, denn als Kunst sind sie nur noch viel schlechter. Vielleicht ist es nun doch mal an der Zeit, dass der Designkunst-Hype durch etwas Substanzreicheres ersetzt wird.

Den Talkshow-Ausschnitt kann man hier sehen (ab 2:50) – embedden klappt leider nicht. Gestern gab es sogar noch eine Fortsetzung.

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